Projekttag in Stuttgart - Stadtbezirk Sillenbuch
Im Rahmen des bundesweiten Themenjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ wurde die Idee geboren, hier im Stadtbezirk dem vielfältigen jüdischen Leben in Kultur und Geschichte nachzugehen. Daraus ist ein Projekttag entstanden, der in unterschiedlichen Veranstaltungen versuchte, einerseits den Reichtum jüdischen Lebens in Stuttgart zu erinnern – und andererseits die Vielfalt jüdischen Glaubens in der Gegenwart zu feiern. Der Projekttag wurde begleitet von dem Historiker Ernst Kühnle und ist ein Gemeinschaftsprojekt des Stadtbezirks Sillenbuch. Er wurde veranstaltet von der Ev. Kirchengemeinde Riedenberg in Kooperation mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium und der GS Riedenberg.
Unter dem Motto „Erspüren – Erinnern – Erleben“ fanden folgende Veranstaltungen an dem Tag statt:
1. Erspüren – Gottesdienst mit jüdischer Beteiligung und Musik (Ort: Emmauskirche)
Wir feierten an diesem Sonntag in der Emmauskirche in Riedenberg einen besonderen Gottesdienst. Mit dabei war David Holinstat, der das Wort „Liebe deinen Nächsten so, wie du dich selbst liebst“ in jüdischer Tradition auslegte. Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von Schüler*innen der Musikschule Stuttgart aus dem Projekt „1700 Jahre jüdische Musik in Deutschland“ unter der Leitung von Corinna Hentschel und Katharina Groß, die jüdische Komponisten zu Gehör brachten.
2. Erinnern – Spaziergänge durch den Stadtteil (Ort: Straßen im Stadtbezirk)
Nachmittags wurden mit zwei geführten Spaziergängen dreier Personen gedacht, nach denen Straßen im Stuttgarter Stadtbezirk Sillenbuch benannt sind: Käthe Löwenthal, Fred Uhlman und Klara Neuburger. In den 80er Jahren des 20. Jhs. wurde das Wohngebiet rund um das Geschwister-Scholl-Gymnasium neu erschlossen. Das Konzept für die Benennung der neu entstandenen Straßen sah vor, Malern und Künstlerinnen der NS-Zeit zu gedenken, die einen Bezug zur Stadt Stuttgart hatten. Neben anderen sind darunter auch die drei genannten Personen, deren Gemeinsamkeit in ihrer jüdischen Herkunft besteht. Entlang ausgewählter Kunstwerke führte der Fußweg zu allen drei Straßen, wo jeweils ein Informationspavillon mit lebensgroßen Figuren aufgestellt war. Expert*innen aus dem GSG waren an jeder Station vor Ort und gaben Impulse und Einblicke in die Biographien dieser Persönlichkeiten. An diesen Informationsspaziergängen nahmen sehr viele interessierte Bürger*innen teil und waren begeistert von den interessanten Präsentationen der Schüler*innen.
3. Erleben – Konzert Asamblea Mediterranea (Ort: GS Riedenberg)
Abends weitete sich der Horizont weit über den Stadtteil nach ganz Europa: mit dem Konzert des Ensembles „Asamblea Mediterranea“. Unter der Leitung von Alon Wallach brachten junge Musiker*innen jüdische Musik aus vielen Ländern Europas zu Gehör. Poetische Balladen, Liebeslieder und Festtagsgesänge erzählten von großer Lebensfreude, gepaart mit Sehnsucht und Wehmut. Das Konzert war sehr gut besucht und stieß auf große Resonanz.